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gegenwartskunst aus deutschland + österreich
BERNHARD
"HADTI"
DILLING
Bernhard „Hadti“ Dilling (geb. 4. Mai 1932 in Pfarrkirchen, Niederbayern; gest. 22. März 1994 ebenda) war Maler, Graphiker, Bildhauer und Bühnenbildner.
Von 1951 bis 1952 besuchte er die Kunstschule Augsburg, von 1952 bis 1957 studierte er an der Kunstakademie München Graphik, Bildhauerei und Bühnenbild bei Emil Preetorius und Helmut Jürgens.
Nach einem Volontariat am Gärtnerplatztheater München fand er ein Engagement als Bühnenbildner an mehreren Theatern: Zwischen 1957 und 1962 arbeitete er am Stadttheater Basel u.a. mit der Opernsängerin Grace Bumbry an einer Inszenierung der Oper Samson und Dalila und mit dem russischen Ballettmeister Waclaw Orlikowsky an einer Inszenierung der Oper Schwanensee.
Von 1962 bis 1963 war er am Hessischen Staatstheater Wiesbaden tätig und schließlich von 1963 bis 1968 an den Städtischen Bühnen Münster. Dort war er für die Bühnenbilder zahlreicher Opern-, Operetten- und Schauspielproduktionen verantwortlich.
Ab 1969 lebte Dilling als freischaffender Künstler in seinem Geburtsort Pfarrkirchen, ab ca. 1971 auf einem Bauernhof im Nachbarort Postmünster. Er benutzte vielfältige Techniken: Öl- bzw. Acrylmalerei, Siebdruck, Graphik und Lithographie. Er war auch als Bildhauer tätig; am bekanntesten ist seine auf einem Holzfloß schwimmende Metallplastik „Wind und Wellen“.
Hadti Dilling ist der am häufigsten vertretene Künstler in der Sammlung Buchner. Dies kontrastiert mit seiner Unbekanntheit, kaum jemand jenseits des Rottals kennt ihn. Denn er war ein Dickschädel, der unermüdlich arbeitete, aber den Kunstmarkt verabscheute. Sein Motto war: "Wenn die Leute nicht zu mir kommen - ich laufe ihnen nicht nach." Deshalb konnte er seine Bilder auch nur an seinem früheren Wohnort Münster sowie später in Pfarrkirchen und Landshut in Ausstellungen zeigen.
Von Dilling gibt es wenige Arbeiten in Metall. Seine bevorzugten Techniken waren Öl- bzw. Acrylmalerei und Lithographie. Die Lithos sind sämtlich Handabzüge in geringen Auflagen (höchstens 20 Abzüge, meistens weniger). Die frühen sind oft bunt und drücken Lebenslust aus. Später konzentrierte sich Dilling - neben seinen Ölbildern - immer mehr auf Acrylmalerei. Er griff zeitgenössische Themen auf: Zum Beispiel gibt es in der Sammlung Buchner das Bild eines Astronauten, dessen Oberkörper als Totengerippe dargestellt ist (ein Litho). Der Helm, der Helm eines zweiten, nur angedeuteten Kollegen und vor allem die Landefähre sind aus Silberfolie von Hand aufgelegt. Dilling bezeichnet deswegen das Blatt als „Handzeichnung“. Silber vermittelt das Gefühl von etwas Kaltem, Gefährlichem. Der Künstler verwendet es in dieser Zeit mehrfach. Die Farbe der späten Blätter ist entweder kräftig rot (Lebenslust) bzw. dunkelbraun, was geheimnisvoll wirkt: Vergrößerte Gesichter aus Keltenmünzen, den sogenannten Regenbogenschüsselchen, werden von Computerzahlen begleitet: Rückbesinnung auf unsere Ursprünge im digitalen Zeitalter, in dem der Mensch nur eine Nummer darstellt?
Interessant ist auch die Entstehung seiner Ölbilder: Er malte Figuren (z.B. eine Mutter mit Kind) großenteils mit den Fingern, um die Linien plastisch hervorzuheben. Damit war er zunächst nicht zufrieden und stapelte sie jahrelang im Depot, bis er wusste, wie er sie vollenden konnte. Mit dem Pinsel gestaltete er dann die Hintergründe, die mit ihren glatten Formen den Gegensatz zwischen den gefährdeten Personen und der modernen Umwelt betonen (Mutter mit Kind vor Atomkraftwerk). Hadti Dilling verdient es, neu entdeckt zu werden, er war in vielem seiner Zeit voraus und besteht auch heute noch vor dem kritischen Blick.
Hadti Dilling in der Sammlung Buchner:
Auswahl von Ausstellungen von Hadti Dilling:
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1968 Akademie Franz-Hitze-Haus, Münster
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1999 Grausames Jahrhundert – Technologie, Segen oder Verderben – Rathaus, Landshut
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2001 TRI ART – Hadti Dilling, Petra Widermann und Alois Demlehner – Altes Rathaus, Pfarrkirchen
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2008 Artrium, Bad Birnbach
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2012 Altes Rathaus, Pfarrkirchen
Hadti Dilling in Medien (Auswahl):
Allgemeines Künstlerlexikon: Eintrag Hadti Dilling
Literatur:
Hans Buchner: In seinen Bildern lebt er weiter: Hadti Dilling.
In: Heimatkundlicher Informationsdienst. Band 15, 1996, ZDB-ID 1265135-7
Internet: Wikipedia-Eintrag
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